Trans Day of Visibility – Was ist Sichtbarkeit?

Am 31. März ist Trans Day of Visibility, also der Tag der Sichtbarkeit von trans* Personen. Sichtbarkeit wird oft als wichtiger Schritt hin zu Akzeptanz und Gleichberechtigung gesehen – nicht ohne Grund bemühen sich Werbetreibende, Filmemacher*innen oder Unternehmen heutzutage immer um die Sichtbarkeit von Minderheiten.

Diese Sichtbarkeit ist in vielen Fällen lediglich eine oberflächliche Anbiederung an Forderungen aus Gesellschaft oder Politik, welche sich mit genau dieser oberflächlichen Repräsentation dann oft schon zufrieden geben. Mediale Repräsentation ist dann aber auch das einzige, was uns von der cis-sexistischen Mehrheitsgesellschaft zugestanden wird.

Es bringt Menschen, die in der Realität unter Diskriminierung leiden, aber recht wenig, wenn „Ihresgleichen“ in Hauptrollen von Serien gequetscht werden oder auf dem Stockfoto auf der Unternehmenswebsite eine total diverse Gruppe erfolgreicher Geschäftsleute sich gegenseitig anlacht. An den realen Problemen ändert solche Sichtbarkeit erst mal gar nichts.

Und was ist nun mit trans* Personen? In großen Teilen der öffentlichen Debatte sind wir aktuell das Feindbild schlechthin, ob aus religiösen Gründen, faschistischer Ideologie oder der Angst vor vermeintlichem Verlust eigener Privilegien. Im anstehenden Selbstbestimmungsgesetz wird gleich mal das Untertauchen vor Fahndung, sich Drücken vor dem Wehrdienst oder die geplante Belästigung von cis Frauen unterstellt, wenn jemand am Standesamt Name und Geschlechtseintrag an die eigentliche Identität anpassen möchte.

Für trans* Menschen ist Sichtbarkeit immer im Tausch mit Sicherheit abzuwägen. Traut sich eine trans* Frau, sichtbar als solche in die Öffentlichkeit zu gehen, riskiert sie Belästigung, Anfeindungen und Gewalt. Sicherer wäre es, sich als Mann zu geben, und dabei dann aber Misgendering und eine unerträgliche Diskrepanz zwischen innen und außen zu ertragen. Trans* Männer können sich entscheiden zwischen „kein ernstzunehmender Mann“ oder eine „viel zu maskuline Frau“. Wie sollen wir unter diesen Umständen sichtbar sein?

Für inter*, nichtbinäre und agender Personen ist Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit kaum möglich, denn niemand kann nach gängigen Denkmustern als inter*, nichtbinär oder geschlechtslos gelesen werden. Außerhalb der eigenen Kreise kann es immer nur zu falschen Interpretationen des Geschlechts kommen, ständiger Infragestellung und natürlich auch Feindseligkeit oder Ekel.

Wir brauchen mehr als Sichtbarkeit! Wir fordern ein Leben in Sicherheit und Würde für alle unsere trans* Geschwister!

Trans* Frauen sind Frauen, trans* Männer sind Männer, und Menschen mit anderem, wechselndem oder keinem Geschlecht verdienen es genau so, als genau das sichtbar zu sein, was sie sind. Trans*-Rechte sind Menschenrechte!