8M 2024 – Aufruf und Redebeitrag unseres Bündnisses zum Feministischen Kampftag

Aufruf zum internationalistischen Block

Der Aufruf wurde verbreitet von unserem Bündnis bestehend aus der Feministischen AG des Stadtteilladen Anni Wadle, der Perspektive Solidarität Kiel, Jiyana Jin – Kurdischer Frauenverein Kiel, der Alevitischen Gemeinde Kiel, Defend Kurdistan Kiel und der Feministischen Antifa Kiel.

DEUTSCH:

Liebe Mitkämpfer*innen! Lasst uns zusammen zum Feministischen Kampftag auf die Straße gehen! Weltweit kämpfen Frauen für ihre Rechte und gegen Gewalt und Unterdrückung. Auch hier in Deutschland erleben Frauen und Queers täglich ungerechte Behandlung, Missbrauch und Gewalt. Gleichzeitig sollen wir immer noch Sorge- und Pflegearbeit leisten, damit die Gesellschaft funktioniert. Wir wollen, dass alle diese Arbeit übernehmen! Wir wollen, dass nicht die Profite zählen, sondern die Menschen! Wir wollen, dass niemand Macht und Gewalt über andere ausübt! Wir wollen, dass Migrant*innen nicht ausgebeutet und abgeschoben werden!

Kommt in den internationalistischen Block auf der 8M-Demo.

KURDISCH:

Şervanên hêja! Werin em bi hev re ji bo Roja Têkoşîna Femînîst dakevin kolanan! Jin li hemû cîhanê ji bo mafên xwe û li dijî tundî û zordariyê
têdikoşin. Li Almanyayê jî her roj jin û qehreman rastî muameleya neheq, destdirêjî û şîdetê tên. Di heman demê de divê em hîna jî karê lênêrînê û hemşîretiyê bikin da ku civak bimeşe. Em dixwazin her kes vî karî bike! Em dixwazin ku ew ne li ser qezencan be, lê li ser mirovan be! Em dixwazin kes hêz û tundiyê li ser yên din neke! Em dixwazin koçber neyên îstîsmarkirin û dersînorkirin! Di demoya 8M de beşdarî bloka navneteweyî bibin.

ENGLISCH:

Dear fellow combatants!

Let’s take to the streets together for Feminist Day of Fight! Women all over the world are fighting for their rights and against violence and oppression. Here in Germany, too, women and queers experience unfair treatment, abuse and violence every day.
At the same time, we should still do care and maitenance work so that society functions. We want everyone to do this work! We want it not because of profits, but because of people! We want no one to exercise power and violence over others!
We want migrants not to be exploited and deported!

TÜRKISCH:

Sevgili savaşçı kardeşlerim!

Feminist Mücadele Günü’nde hep birlikte sokağa çıkalım! Dünyanın her yerinde kadınlar hakları için, şiddete ve baskıya karşı mücadele ediyor. Almanya’da da kadınlar ve eşcinseller her gün haksız muameleye, tacize ve şiddete maruz kalıyor.
Aynı zamanda toplumun işleyişi için de bakım ve hemşirelik çalışmaları yapmalıyız. Herkesin bu işi yapmasını istiyoruz! Bunun kârla ilgili değil, insanlarla ilgili olmasını istiyoruz! Kimsenin başkaları üzerinde güç ve şiddet kullanmasını istemiyoruz!
Göçmenlerin sömürülmemesini ve sınır dışı edilmemesini istiyoruz!

RUSSISCH:

Дорогие друзья! Давайте выйдем на улицу на международный день борьбы за права женщин! По всему миру женщины борются за свои права и против насилия и угнетения. В Германии, женщины и квир-персоны так же сталкиваются с неравным и жестоким обращением, а также насилием. В то же время мы по-прежнему должны обеспечивать уход и эмоциональный труд, чтобы общество могло функционировать. Мы хотим, чтобы все одинаково взялись за эту работу! Мы хотим, чтобы имели значение люди, а не прибыль! Мы хотим, чтобы никто не применял власть и насилие над кем-либо еще! Мы хотим, чтобы мигрантов не эксплуатировали и не депортировали!
Присоединяйтесь к интернационалистическому блоку протеста 8го марта.

ARABISCH:

!أعزائي المناضلين والمناضلات

دعونا نخرج إلى الشوارع معًا في يوم النضال النسوي! تناضل النساء في جميع أنحاء العالم من أجل حقوقهن. ضد العنف وضد القمع. هنا أيضًا في ألمانيا، تعاني النساء و أعضاء مجتمع الميم يوميًا من الظلم والإساءة والعنف.

في الوقت ذاته، تقوم النساء بشكل كبير بأعمال الرعاية والتمريض والتي تعد من الوظائف الأساسية في المجتمع. نريد من الجميع القيام بهذا الأعمال! لا نريد أن تكون قيمة الانسان متعلقة بالمصلحة والمكسب، بل بشخصه وانسانيته! لا نريد أن يمارس أحد السلطة والعنف على الآخرين! نريد عدم استغلال المهاجرين والمهاجرات أو ترحيلهم!

.(internationalistischen Block)انضم إلى الكتلة العالمية في المظاهرة في المظاهرة النسوية يوم ٨ مارس

Redebeitrag

Der folgende Redebeitrag wurde bei der 8. März-Demo von Genoss*innen aus unserem Bündnis vorgetragen.

 

Moin liebe Mitkämpfer*innen!
Ob in Küche, Kita oder Krankenhaus: Frauen tragen die Hauptlast der Hausarbeit und stellen die
Mehrheit in sozialen Berufen. Doch warum eigentlich? Wäschewaschen, Kinder erziehen und
Kranke pflegen können schließlich auch Männer.
Diese Arbeitsteilung ist nicht naturgegeben! Wir alle brauchen ein Abendessen auf dem Tisch und
frische Wäsche im Schrank. Schließlich sollen wir ja auch satt und sauber am nächsten Tag zur
Arbeit gehen. Warum sollen sich also nicht alle darum kümmern? Doch genau an diesem Punkt
wird ein Unterschied gemacht: Zwischen der wertvollen Arbeit, die etwas herstellt, was sich
weiterverkaufen lässt, und der Arbeit, die vor allem wir Frauen machen: die Reproduktion. Das
heißt, wir kochen, putzen, pflegen und gebären, und zwar damit das Leben weitergehen kann. Wenn
wir das in sozialen Berufen tun, wie der Pflege oder Kindererziehung, werden wir schlecht bezahlt,
weil unsere Arbeit sonst keinen Gewinn erwirtschaftet. Wenn wir einen Haushalt führen und für
unsere Familie sorgen, werden wir gar nicht bezahlt, sondern sollen das alles nebenher und aus
Liebe tun.
Daneben sollen wir immer noch für angenehme Stimmung sorgen und immer ein offenes Ohr für
die Sorgen Anderer haben. Doch es sind nicht nur Frauen, denen all diese Aufgaben aufgebürdet
werden. Für trans* Personen, denen tagtäglich ihre Existenz abgesprochen wird, ist gegenseitige
Fürsorge und das Sichern des eigenen Überlebens oft zentraler Bestandteil des Lebens – diese
Arbeit bleibt meist an den queeren Communities selbst hängen und muss unter besonders widrigen
Umständen geschafft werden.
Um diese geschlechtliche Arbeitsteilung weiterhin aufrecht zu erhalten, ist der Kapitalismus auf
traditionelle Rollenbilder von Mann und Frau angewiesen und verstärkt diese. Die traditionellen
Rollenbilder bedeuten eine Abwertung von Frauen und das Unsichtbarmachen von queeren
Menschen. Nur so können jene angeblich »weiblichen« Tätigkeiten, die das Leben erst ermöglichen
maximal kostengünstig gehalten werden. Am besten sollen wir heiraten, uns unterordnen, abhängig
bleiben und nichts in Frage stellen. Zum Beispiel die enorme Lohnlücke. Wir verdienen im Schnitt fast 20% weniger als Männer. Die
doppelten Rollenerwartungen drängen uns in schlechtbezahlte Teilzeitjobs und in die Abhängigkeit
von unseren Partnern und damit wiederum häufig in die unbezahlte Haus- und Sorgearbeit.
Es gibt natürlich auch Frauen, die als Unternehmerinnen oder Akademikerinnen erfolgreich sind.
Doch was bringt uns das? Sie ändern nichts daran, dass es weiterhin eine eindeutige Rangordnung
in unserer Gesellschaft gibt, und sie üben letztlich auf die gleiche Art wie Männer Macht aus. Es
sind Ausnahmen, die uns vorgaukeln wir könnten alles erreichen. Dabei gilt das meist nur für die
Privilegiertesten von uns. Es ändert nur wenig, ob nun eine Frau oder ein Mann uns ausbeutet. So
ist z.B. auch die selbstbenannte feministische Außenpolitik von Anna-Lena Baerbock letztendlich
alles andere als feministisch und bringt uns überhaupt gar nix.
Im Gegenteil: Die weltweiten Kriege derzeit, wie zum Beispiel in Gaza, werden durch den
deutschen Staat zwar oberflächlich kritisiert, aber dennoch unterstützt. Uns ist klar, dass Kriege für
die Bevölkerung nur Zerstörung bringen, während sie Staaten und Unternehmen als Möglichkeit
dienen, Macht und Profit auszuweiten. Dabei sind Frauen in Kriegen besonders betroffen: Sie
müssen sich unter den schwierigsten Bedingungen um Kinder und Alte kümmern, sie sind
schwanger ohne medizinische Versorgung, und sexualisierte Gewalt wird als Waffe gegen sie
eingesetzt.
Aber es braucht keinen Kriegszustand für sexistische Gewalt. Wir werden tagtäglich objektifiziert,
unterdrückt, benachteiligt und angegriffen. Die Gewalt gegen uns kann psychisch, oder physisch
sein und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Dabei sind die meisten Täter Partner oder Ex-
Partner. Wir sind permanent dieser Gefahr ausgesetzt, auch hier im ach so friedlichen Deutschland.
Allein im Jahr 2023 gab es 114 Femizide, Morde an Frauen, weil sie Frauen sind.
Dabei sind Sexismus und Rassismus verknüpft. Während männliche Geflüchtete sofort
kriminalisiert werden, dürfen die Frauen und Familien nicht nachziehen. Queeren und weiblichen
Geflüchteten wird kein Asyl gewährt, obwohl allen klar ist, welche Lebensgefahr ihnen in der
Heimat oft droht. Deutsche Frauen werden von Rechten dagegen als Gebärmaschinen fantasiert und
zurück an den Herd bestellt. Antifeministische Standpunkte spielen für die Rechte eine wichtige
Rolle. Sie greifen das Recht auf körperliche Selbstbestimmung an, in dem
Schwangerschaftsabbrüche noch weiter erschwert werden sollen, sie wollen Gesetze gegen
häusliche Gewalt zurücknehmen und Gender Studies abschaffen.Die Angriffe richten sich nicht nur gegen Frauen, sondern auch gegen trans* Personen, queere
Menschen, Migrant*innen und Asylsuchende.
Gleichzeitig sind es vor allem (wir) Migrant*innen, die als Reinigungskräfte, in der Altenpflege und
als Haushaltshilfen arbeiten und damit ein Großteil der Reproduktionsarbeit leisten. Und das auch
noch schlecht bezahlt oder sogar illegal, womit uns grundlegende Arbeitsrechte vorenthalten
werden.
Wir wollen, dass diese Arbeit nicht mehr an uns hängenbleibt, sondern von allen übernommen wird
und sich an den Bedürfnissen der Menschen und nicht am Profit orientiert.
Überall auf der Welt kämpfen Wir, die vom Patriarchat Unterdrückten, gegen diese gewaltvollen
Zustände, gegen die Unterdrückung der Frauen, gegen die Gewalt an Queers, gegen die rassistische
Abwertung und für eine feministisch solidarische Zukunft.
In Lateinamerika gehen Genoss*innen mit der NiUnaMenos Bewegung auf die Straße, um
Feminizide zu beenden und misogyne Gewalt zu bekämpfen. Auch in Kenia gehen sie auf die
Straße um sich gegen die brutale patriarchale Gewalt zu wehren.
In Rojava kämpfen die Genoss*innen mit Waffen für eine solidarische Gesellschaft.
Im Iran haben sie eine Bewegung ins Rollen gebracht, die uns auf der ganzen Welt Hoffnung und
Mut gemacht hat.
In Afghanistan kämpfen unsere Genoss*innen für „Arbeit, Brot und Gerechtigkeit“ und stellen sich
gegen die Herrschaft der Taliban.
Wir müssen solidarisch an der Seite unserer Genoss*innen weltweit stehen. Wir müssen Schulter an
Schulter gegen die bestehende Ordnung kämpfen, die uns ausbeutet, uns unterdrückt, uns bekämpft
und uns tötet. Wir kämpfen gemeinsam gegen Rassismus und Faschismus. Wir kämpfen gemeinsam
für eine Zukunft, in der Haus- und Sorgearbeit nicht nach Geschlecht aufgeteilt ist, in der wir frei
von Gewalt und Unterdrückung sind. In der wir in einer befreiten solidarischen Gesellschaft leben
und lieben können.
Es ist schließlich die relevanteste Arbeit überhaupt, füreinander zu sorgen.
Ohne uns geht gar nichts!
Jin Jiyan Azadi!