Transfeindliche Gewalt stoppen – Solidarität mit Jess!
In der Nacht zum 26. März kam es in Herne (NRW) zu einem transfeindlichen Angriff auf Jess, ein 15-jähriges trans* Mädchen.
Dabei wurde sie von drei Jungs auf einem Friedhof so brutal zusammengeschlagen und erst am nächsten Morgen durch Spaziergänger gefunden, dass Lebensgefahr bestand und sich ihr Zustand erst nach mehrtägigem Koma verbesserte.
Die Polizei berichtete erst zwei Tage später darüber und verharmloste dabei ganz in polizeilicher Manier und Tradition den Tatauslöser als „einen Streit“ und misgenderte Jess dabei, sprach also von einem männlichen Jugendlichen als betroffene Person.
Das Misgendern rechtfertigten sie durch das reine Erfassen der Personalausweisdaten. Ein Grund mehr, endlich Selbstbestimmung für trans* Personen zu erkämpfen!
Erst zwei Wochen später wurde der Öffentlichkeit durch einen Bericht des Fernsehsenders RTL bekannt, dass die Betroffene ein trans* Mädchen ist.
Transfeindlichkeit als Motiv zu ignorieren und unsichtbar zu halten, passt leider ins das aktuelle öffentliche Geschehen rund um trans* Menschen.
In einer Zeit, in der rechte Bestrebungen zur Unterdrückung von trans* Menschen immer mehr zum Vorschein kommen, TERFS öffentlich zum „Lynchmord“ an trans* Frauen aufrufen (BBC) und in einigen US-Staaten erst kürzlich jegliche geschlechtsangleichenden Maßnahmen oder Therapien für minderjährige trans* Personen verboten wurden, muss solch ein brutaler Vorfall klar als das eingeordnet werden was es ist: Patriarchale und Cis-sexistische Gewalt mit System!
Dass die Polizei die Transfeindlichkeit selbst nicht ins Blickfeld rückte, ist wenig überraschend. Laut dem queeren Nachrichtenportal queer.de reagierte die Polizei bis heute nicht auf eine am 12. April gestellte Anfrage nach dem Entstehen der Streithypothese als Tatauslöser.
Liegt das womöglich an dem eigenen, ständig auftretenden trans*feindlichen Verhalten des Polizeiapparates und des Staates? Wir sagen ja.
Die drei tatverdächtigen Jungs sind alle unter 14 Jahre alt, also vor dem Gesetz strafunmündig. Statt konkret das transfeindliche Gedankengut zu benennen und als Problem und Auslöser des Übergriffs, wurde vorheriges gewaltvolles Verhalten der Jungs in den Fokus gerückt und Pathologisierung einer konkreten Aufarbeitung vorgezogen. Ganz so, als wäre es ein Zufall gewesen, dass die Betroffeneein trans* Mädchen ist. Wir forden die Sichtbarmachung von trans*feindlicher Gewalt , eine ernsthafteAufarbeitung und einen gemeinsamen Kampf, um diese letztenendlich zu stoppen!
Wir wünschen Jess eine möglichst gute Genesung und solidarisieren uns mit ihrer Forderung nach Gerechtigkeit: Nieder mit dem trans*feindlichen System, das Gewalt an trans* Personen immer wieder verharmlost! Feuer und Flamme dem Patriarchat!
Update: seit wir diesen Text geschrieben haben, gibt es neue Informationen im Fall, die Jungs ,die Jess lebensgefährlich verletzten, haben sie bereits vorher mehrfach angegriffen, ihre Kleidung zerstört, etc…
Zudem befindet sich Jess jetzt in Reha, hat Probleme beim Reden und Lesen und braucht u.A. einen behindertengerechten Wohnort, deshalb hat eine Freundin der Familie zum Tragen der Kosten eine Spendenkampagne gestartet, wir bitten euch darum Jess, wenn ihr könnt, hier (https://www.gofundme.com/f/zq3rp5-zurck-ins-leben) zu unterstützen.