Aufruf zur Kundgebung anlässlich des Trans* Day of Visibility!

Öffentlich verspottet werden oder als unsichtbare Randexistenz leben? -Wollen wir nie wieder!

Aufruf zur Kundgebung anlässlich des Trans* Day of Visibility, 31.03.2022, um 17 Uhr auf dem Europaplatz.
Bitte mit FFP2 oder medizinischen Masken!
Bunte Prides? Glitzer und Party? Kann manchmal empowernd sein, reicht uns aber nicht! Wir wollen als Protest gegen die bestehenden, transfeindlichen Verhältnisse auf die Straße gehen und unsere Forderungen deutlich machen!
Wir wollen das Schweigen brechen und sichtbar machen, wie trans* Menschen in der Gesellschaft behandelt werden. Wie ihr Queer-Sein immer noch pathologisiert wird, wie sie unsichtbar gemacht werden und tagtäglich Gewalt erfahren. Trans* Menschen, das sind in den Augen vieler in der Gesellschaft „diese anderen“, „diese Menschen“, über deren Grundrechte cis Menschen diskutieren dürfen.
Dabei sind trans* Personen oft Betroffene von von verbalen, körperlichen und sexualisierten Übergriffen. Werden in manchen Ländern kriminalisiert, für ihre pure Existenz. Müssen an manchen Orten mit der Angst leben, entweder durch zivile Täter*innen oder durch das Justizsystem selbst getötet zu werden.
Sie werden unterdrückt von den herrschenden Systemen, da sie nicht den neoliberalen, kapitalistischen Wertevorstellung der Eliten, konservativen und autoritären Strukturen entsprechen.

Aus einer feministischen, antifaschistischen und linksradikalen Perspektive kann und sollte ein Bezug zu Trans*rechten hergestellt werden. Während Reformen langfristig nicht zum Umsturz der herrschenden Verhältnisse führen werden, stellt der Abbau dieser und der Einhalt ihrer Auswirkungen auf die jetzige Lebensrealität von trans* Menschen eine Gefahr für diese dar. Vor allem für diejenigen, die nicht den oberen Klassen angehören, die von Armut und Gewalt bedroht oder betroffen sind, bedeuten die Reformen, welche zu mehr Rechten für trans* Personen führen, eine Chance, sich überhaupt an dem Kampf für eine befreite Gesellschaft beteiligen zu können. Solidarität mit allen trans* Menschen, die immer noch für ihre Existenz kämpfen müssen!

Trans* Personen wurden und werden weltweit von Rechten und Erzkonservativen entrechtet, dies ist auch deutlich hier zu sehen. Gerade die AfD und die Werteunion nehmen sich ein Vorbild an rechten Bewegungen aus den USA, die (aktuell) mit neuen Gesetzen z.B. zur Verhinderung von Transition Minderjähriger jahrzehntelangen Kampf um Trans*rechte zerschlagen und diesen Prozess auch weiter vorantreiben wollen und werden, sollte ihnen kein Einhalt geboten werden.
Zuletzt war dies auch hier in der Öffentlichkeit sehr deutlich in Form von verbalen Angriffen der Rechtsextremen Beatrix von Storch auf Tessa Ganserer (MdB für B90/Die Grünen, trans* Frau) zu sehen.
Von Storch bezeichnete die Politikerin als Mann, sprach ihr somit ihr Geschlecht ab und verbreitet die alte, radikalfeministische** Mähr von der „Abschaffung der Frau“ und dem „Geschlecht als biologische Tatsache“.
Ohne dabei zwingend mit den Positionen parteilicher Strukturen zu sympathisieren , sollte Solidarität bezüglich Trans*rechten allen trans* Menschen gelten und verbale, körperliche oder anderweitige Angriffe gegen diese thematisiert werden.
Radikalfeminismus** also – eine Sache mit der Beatrix von Storch bisher nicht aufgefallen ist, sondern eher durch ihre Teilnahme am antifeministischen Marsch für das Leben, einer Veranstaltung gegen Abtreibungsrechte.
Doch jetzt sieht die Rechte eine Chance, neue Wähler*innen dadurch zu akkumulieren, indem sie sich auf die Seite transfeindlicher Radikalfeministinnen stellt. Trans*feindlicher Scheinfeminismus ist anschlussfähig, holt auch diejenigen ab, welche in der zweiten Welle des Feminismus und im Geschlechterbild der 70er Jahre stecken geblieben sind und führt dazu, dass diese nun mit Reaktionären anbandeln. Dass dieser Prozess gestoppt werden muss, liegt klar auf der Hand, denn ein „Feminismus“, welcher nur für die Rechte von weißen, deutschen, wohlhabenden, konservativen cis Frauen „kämpft“ (und selbst das nur scheinbar), ist kein Feminismus, der alle abholt.
Ähnlich wie schon 2015, als Rechte die Immigration instrumentalisierten und den Islam als Hauptfeind der Frauenbefreiung darstellten, um in altfeministischen Kreisen Wähler*innen abzufischen, werden jetzt Trans*rechte als gemeinsamer Nenner gefunden, um das konservative, deutsche Bürgertum gegen „das Fremde“ aufzuhetzen.
Und dieses Vorgehen zeigt seine Wirkung, so sah die Emma-„Feministin“ Alice Schwarzer im “Zuzug von Männern aus patriarchalen Gesellschaften “ den Hauptgrund für das Erstarken der AfD und eben nicht in Fremdenfeindlichkeit. Sie hetzte in der Bild-Zeitung gegen Muslim*innen und ist seit langem in ihrer Trans*feindlichkeit in einer Linie mit der AfD und anderen reaktionären Strukturen.
Gegen diesen Schulterschluss von Radikalfeministinnen und Rechten vorzugehen sehen wir als Aufgabe einer linksradikalen, feministischen und antifaschistischen Bewegung.
Darum, heraus zum Trans* Day of Visibility!
Wir lassen uns nicht verspotten, nicht pathologisieren und in eine Ecke drängen: Wir stehen gegen die Verbindung patriarchaler Systeme mit faschistischen Ideologien und stattdessen in Solidarität mit allen anderen trans* Personen, die täglich um ihre mentale oder physische Gesundheit bangen müssen.
​​​​​Keine Kompromisse mit Reaktionären!
Keine Verkürzte Kritik am Patriarchat!
Solidarität mit allen Menschen, die von patriarchalen und transfeindlichen Systemen unterdrückt werden!
Feministische Antifa Kiel
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**Der Name „Radikalfeminismus“ ist hierbei irreführend. Denn dieser packt eben nicht die Probleme an der Wurzel, wie die Wortbedeutung es vermuten lassen würde, sondern richtet sich meist gegen trans* Personen, gegen Sexworker*innen, gegen BIPOCs, äußert sich islamfeindlich und tut alles dafür, dass weiße cis Frauen mit dem weißen cis Mann gleichgestellt werden, ohne dabei die patriarchalen Verwurzelungen und intersektionalen Dynamiken zu berücksichtigen.